Forschungsprojekt
SePaS-digital – Digitalisierung in der sektorenübergreifenden Patient*innenversorgung am Klinikum Lippe

Das Projekt der Universitätsklinik für Gastroenterologie und Infektiologie am Klinikum Lippe in Detmold beschäftigt sich mit der Optimierung der sektorenübergreifenden Patient*innensteuerung durch Digitalisierung und soll die Effektivität in der Patient*innenversorgung fördern. Mit sektorenübergreifend ist die Zusammenarbeit und Koordination zwischen verschiedenen Bereichen des Gesundheitssystems, die normalerweise getrennt voneinander arbeiten, gemeint, wie z. B. zwischen Haus- und Facharztpraxen, ambulanter und stationärer Versorgung oder Rehabilitation.
Ziel der Forschung
Aus wissenschaftlicher Sicht soll in diesem Modellvorhaben die Gebrauchstauglichkeit klinischer Prozesse und Kommunikationswege beschrieben und optimiert werden. Durch bedarfsorientierte Digitalisierung soll die Interaktion zwischen niedergelassenen Ärzt*innen und Krankenhäusern effizienter, effektiver und transparenter werden. Dadurch können die Patient*innenversorgung verbessert, Entscheidungswege optimiert und letztlich Kosten reduziert werden.
Übergeordnet „sollen die Chancen, Umstiegs-Hürden und Risiken einer Digitalisierung in diesem Bereich erfasst werden“. (Quelle: Klinikum Lippe)
Forschungsfrage
Die Forschung beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit Digitalisierung von Prozessen die Gebrauchstauglichkeit (Effektivität, Effizienz und Zufriedenstellung) verändert. Betrachtet werden die Steuerungsprozesse und Kommunikationswege bei der Zuweisung in die unterschiedlichen Versorgungsstrukturen (ambulant und stationär) der Klinik Gastroenterologie. Betroffene Anwender*innen sind insbesondere Ärzt*innen, Verwaltungskräfte und medizinisches Personal im ländlichen Nutzungskontext der Kliniken und Praxen.
Forschungsmethode
Der Forschungsansatz wendet das etablierte Konzept der Gebrauchstauglichkeit (Usability) auf Prozesse im Gesundheitswesen an. Dazu wird in einem ersten Schritt die Gebrauchstauglichkeit der bestehenden analogen Prozesse und Kommunikationswege in der Patient*innensteuerung evaluiert. In einem zweiten Schritt wird ein dazu eigens entwickeltes digitales Kommunikationssystem (DCC) eingeführt. Nach einer definierten Nutzungsphase werden die Erfahrungen anhand quantitativer und qualitativer Methoden systematisch erfasst. Methodisch kommen System Usability Scale (SUS), leitfadengestützte Interviews und Dokumentenanalysen zum Einsatz. Die Erhebungen erfolgen digital und analog unter Berücksichtigung einer festgelegten Stichprobengröße und spezifischer Auswahlkriterien. Die qualitative Analyse folgt einem sowohl induktiven als auch deduktiven Vorgehen und nutzt die Daten der strukturierten, Tool-gestützten Aufbereitung aus Transkription und Kodierung.
Erkenntnisziele
Ziel der Forschung ist, der im Gesundheitswesen dringend notwendigen effektiven Versorgungssteuerung einen Schritt näherzukommen. Es sollen belastbare Erkenntnisse zur Effizienzsteigerung und Qualitätsverbesserung der Patientensteuerung durch digitale Lösungen aufgezeigt werden und konkrete Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der digitalen Kommunikationswege ableitbar sein.
Die quantitativen Ergebnisse mithilfe der System Usability Scale können zeigen, inwieweit das neue digitale Kommunikationssystem (DCC) als benutzerfreundlich empfunden wird. Die Ergebnisse der qualitativen Analysen ermöglichen die Partizipation der Anwender im Sinne des Konzepts der Gebrauchstauglichkeit.
Laufzeit: 01.07.2024 – 30.06.2025
Förderer: Die finanzielle Förderung erfolgt aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch die Bundesregierung
Literatur
Campbell, Jessica Lynn. (2024). User Experience Research and Usability of Health Information Technology. Auerbach Publications.
Goffrier, Benjamin; Czihal, Thomas; Holstiege, Jakob; Steffen, Annika; Schulz, Mandy; Hering, Ramona; Erhart, Michael; Stillfried, Dominik von; Bätzing, Jörg. (2018). Der Sektorenindex (SIX) – eine Kenngröße zur Darstellung der Wechselwirkungen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung auf Kreisebene. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland. https://www.versorgungsatlas.de/fileadmin/ziva_docs/87/VA_18-01_Bericht_V1_20180502_kom.pdf
Nagel, Eckhard; Neukirch, Benno; Schmid, Andreas; Schulte, Gerhard (Hrsg.). (2017). Wege zu einer effektiven und effizienten Zusammenarbeit in der ambulanten und stationären Versorgung in Deutschland. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung. https://www.zi.de/fileadmin/Downloads/Service/Gutachten/Zi-Gutachten_ambulant_vor_stationaer_Mai_2017.pdf
Reisinger, Katrin. (2023). Patientensteuerung: Mehr Transparenz dank Teletracking. In: kma - Klinik Management aktuell (Bd. 28, Nr. 2/03, S. 60–62). Georg Thieme Verlag. https://doi.org/10.1055/s-0043-1768311
Spinner, Georg; Kaiss, Joanina; Hagemeier, Christina; Katholing, Monika; Schäfer, Carsten. (2023). Operative Umsetzung der ambulanten, stationenersetzenden Versorgung in Krankenhäusern. Rhön Stiftung Eugen und Ingeborg Münch. https://www.rhoen-stiftung.de/wp-content/uploads/2023/11/Ambul.KH_-1.pdf
Forschungssymposium
Wie gelingt es, Steuerungsprozesse im Gesundheitswesen effizienter zu gestalten?
Das wissenschaftliche Modellprojekt SePaS-digital untersucht die digitale Patientensteuerung in der sektorenübergreifenden Gesundheitsversorgung. In Kooperation zwischen der Universitätsklinik für Gastroenterologie und Infektiologie am Klinikum Lippe in Detmold und der Internationalen Hochschule SDI München wird erforscht, wie sich die Digitalisierung auf Effektivität, Effizienz und Zufriedenheit in der Zusammenarbeit der Akteur*innen im Gesundheitswesen auswirkt. Wir laden Sie herzlich ein, Einblicke in unsere Forschungsergebnisse zu gewinnen, gemeinsam über Perspektiven der digitalen Versorgung zu diskutieren und sich auszutauschen.
Termin: Montag, 23. Juni 2025
Zeit: 14:00 – ca. 18:00 Uhr
Ort: Internationale Hochschule SDI München, Baierbrunner Straße 28, 81379 München
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und einen inspirierenden Austausch!
Forschungsteam
Profile
Prof. Clemens Lutsch ist Professor für Human-centered Strategy und User Experience an der Internationalen Hochschule SDI München. Seine Forschungsschwerpunkte sind der menschzentrierte Ansatz, insbesondere in Organisationen und deren Prozessen, sowie die Aspekte der Nachhaltigkeit in diesem Kontext. Clemens Lutsch arbeitet in der nationalen und internationalen Normung im Bereich Usability und Human-system Interaction und hat den Vorsitz der Gruppe ASI 052.66 bei Austrian Standards inne. Er war Leiter und Editor des Sonderprojekts zum Fachbericht DIN/TR 33431 „Ergonomie der Arbeits- und Produktgestaltung – Begriffe und Konzepte“. Clemens Lutsch ist Vorsitzender des Akkreditierungsausschusses des Internationalen Akkreditierungsprogramms für UX Professionals (IAPUX). Neben seiner Tätigkeit an der Hochschule ist Geschäftsführer der swohlwahr GmbH, einem Beratungshaus zum menschzentrierten Unternehmen mit Sitz in Wien.
Prof. Dr. Anne Lehrndorfer ist promovierte Psycholinguistin und Professorin für Technische Kommunikation an der Internationalen Hochschule SDI München, wo sie neben ihrer Lehrtätigkeit insbesondere in der wissenschaftlichen Begleitung Studierender und bei der Qualitätssicherung der wissenschaftlichen Praxis wirkt. Ihr Forschungs- und Lehransatz konzentriert sich auf (kritische) Kommunikation in Unternehmen, in Medien und interkulturellen Teams. Über ihr akademisches Interesse hinaus widmet sie sich der Hochschulentwicklung, indem sie medienübergreifende Lehrmaterialen erstellt sowie qualitative und quantitative Studien zu sich ändernden Berufsprofilen, aktuell zu Effekten von KI, durchführt.